Workshop A | Eine faire Abgeltung der Betreuungsleistungen als weiterer Schritt in Richtung «Cash-for-Care»? Prof. Dr. Carlo Knöpfel, FHNW und Prof. Valérie Hugentobler, HETSL (wird in deutscher und französischer Sprache abgehalten, ohne Übersetzung) Den grössten Anteil an der Betreuung älterer Menschen haben Familienangehörige, seien dies die Lebenspartner*innen, seien dies die Kinder oder Enkelkinder. Sie unterstützen ihre älteren Verwandten bei einer sinnstiftenden Alltagsgestaltung und der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Sie beraten die älteren Menschen und koordinieren das Helfersystem, dass es möglich macht, dass ältere Menschen, solange sie möchten, daheim leben können. Ohne diese unbezahlte Care-Arbeit würde die Vereinsamung und Verwahrlosung markant zunehmen, denn weder das freiwillige Engagement noch die professionellen Angebote könnten diese Lücke in der Versorgung schliessen. Im Workshop wollen wir auf die folgenden Fragen gemeinsam Antworten suchen: Soll dieses zeitliche Engagement der Angehörigen – und es sind noch immer vor allem die Familienfrauen, die betreuen – abgegolten werden? In welcher Form soll diese Care-Arbeit honoriert werden? Als Lohn oder als Altersgutschrift? Wie könnten diese finanziert werden? Als Basis für diese Diskussion werden wir einen kurzen Blick auf die schon bestehenden Betreuungsgutschriften in der AHV werfen. |
Workshop B | Liberalisierung des Spitex-Marktes und Entlöhnung pflegender Angehöriger Marianne Pfister, Co-Geschäftsführerin Spitex Schweiz, Valérie Borioli Sandoz, Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Angehörigenbetreuung» (IGAB), Moderation: Matthias Wächter, HSLU (wird in deutscher und französischer Sprache abgehalten, ohne Übersetzung) Im Fokus des Workshops steht einerseits die starke Zunahme der Anstellung pflegender Angehöriger bei Spitexorganisationen. Ist dies der beste Weg zu einer Anerkennung der Leistung von pflegenden Angehörigen und Steigerung der Qualität von Pflege und Betreuung?Andererseits soll ein Blick auf das Spannungsfeld zwischen einer zunehmenden Liberalisierung des Spitexmarktes und Ansätzen von zivilgesellschaftlich geprägten «caring communities», eingebettet in einen starken «service public», geworfen werden. Angesichts des in der Verfassung verankerten Subsidiaritätsprinzip stellt sich die Frage, bei welchen Themen sollten oder könnten Bund, Kantone und Gemeinden tätig werden? |
Workshop C | Kantonale Finanzierungsmodelle für die institutionelle Kinderbetreuung Susanne Stern, Geschäftsleiterin, Partnerin, INFRAS Forschung und Beratung, Sandrine Bavaud, Secrétaire général chez Pro Enfance, Moderation: Caroline Knupfer (wird in deutscher und französischer Sprache abgehalten, ohne Übersetzung) In diesem Workshop befassen wir uns mit verschiedenen Modellen für die Finanzierung institutioneller Kinderbetreuung in Kitas, Tagesstrukturen und Tagesfamilien für Kinder im Alter von 0-12 Jahren in der Schweiz. Susanne Stern (INFRAS Forschung und Beratung) und Sandrine Bavaux (Pro Enfance) geben in ihren Inputs eine Übersicht über bestehende Finanzierungsmodelle und ordnen diese kritisch ein. Eng verknüpft mit der Finanzierung sind Fragen rund um die Vollkosten, die Qualität, die Qualifikation und die Arbeitsbedingungen des Personals sowie die finanzielle Belastung und die Zugänglichkeit für die Familien. Auch beleuchten wir Unterschiede zwischen dem Frühbereich (Kitas) und dem Schulbereich (Tagesstrukturen, Tagesschulen) und diskutieren Unterschiede zu anderen «Care-Sektoren». |
Workshop D | «Men for Care?!» Die Rolle des Mannes im Wandel der Care-Arbeit Dr. Tobias Studer, FHNW und Dr. Diana Baumgarten, Universität Bern (wird in deutscher Sprache abgehalten, mit Simultanübersetzung) Angesichts der aktuellen Debatten um Geschlecht und Familie und im Zusammenhang mit den sozialpolitischen Verschärfungen wird im Workshop der Frage nach der Rolle des Mannes in der Care-Arbeit nachgegangen. Hierzu werden gesellschaftstheoretische Überlegungen betreffend der Bedeutung von Geschlecht, Familie und Care-Arbeit diskutiert. Auch ältere feministische Konzepte und sozialpolitische Forderungen wie «Lohn für Hausarbeit» sollen dabei berücksichtigt werden. Insgesamt verfolgen wir die zwei Fragen, wie sich einerseits aus einer kritischen Geschlechter- und Männlichkeitsforschung die Monetarisierung von Care-Arbeit einschätzen lässt und welche Rückwirkung diese Entwicklung auf das Geschlechterverhältnis hat. Andererseits soll der Frage nach gesellschaftlichen Alternativen nachgegangen werden, wie sie sich beispielsweise im Sinne einer «pflegenden Gesellschaft» zeigen. |
Workshop E | IV-Assistenzbeitrag : Ein erfolgreiches Cash-for-Care-Modell? Dr. Maëlle Meigniez, HETSL, Dr. Frédéric Widmer, Bundesamt für Sozialversicherungen, Bereich Forschung und Evaluation, Sébastien Kessler,Kantonsrat, Inhaber id-Geo Sàrl (wird in französischer Sprache abgehalten, mit Simultanübersetzung) Seit 2012 ermöglicht der Assistenz-Beitrag der Schweizerischen Invalidenversicherung (IV) Menschen mit Behinderungen, die eine Hilflosenentschädigung beziehen, Assistenzpersonen anzustellen und zu entlohnen, die sie im Alltag unterstützen. Damit fördert dieses Instrument ihre Autonomie und erleichtert das Leben in den eigenen vier Wänden. Obwohl der Assistenzbeitrag im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen (BSV) bereits evaluiert wurde, bietet dieser Workshop die Gelegenheit, eine Zwischenbilanz zu ziehen und zentrale Herausforderungen in der Umsetzung zu diskutieren: Was können uns die Schweizer Erfahrungen über diesen exemplarischen Cash-for-Care-Ansatz sagen? Da der Assistenzbeitrag den Abschluss formeller Arbeitsverträge zwischen Leistungsbeziehenden und ihren Betreuungspersonen voraussetzt: Welche Auswirkungen hat diese Vertragsform auf die Betroffenen selbst und auf den sich entwickelnden „Pflegemarkt“? Wie verändert sich die Rolle von Familienangehörigen in diesem neuen Betreuungskontext, insbesondere angesichts der Tatsache, dass direkte Verwandte von einer Entlohnung ausgeschlossen sind? Und schließlich: Welche Hürden bestehen hinsichtlich der Zugänglichkeit und effektiven Nutzung dieses Angebots? |